2010
Charterfolge
Die Musikliebhaber-Seele freut’s. Eine sperrige junge Künstlerin erobert mit selbstgeschriebener, nicht auf den Massengeschmack getrimmter Musik die Schweiz und Europa. Was wirklich gut ist, setzt sich eben irgendwann durch. Könnte man meinen. So einfach ist es aber nicht. Herausragende Musik und eine entschlossene Künstlerin sind Voraussetzung, das ist klar. Ohne ordentliche finanzielle Unterstützung geht es aber nicht. In den letzten vier Jahren hat Sophie Hunger von verschiedenen Institutionen rund 250’000 Franken an direkten Fördermitteln erhalten, nicht eingerechnet der Personaufwand von Swiss Music Export und Migros Kulturprozent, die Künstler nebst Direktzahlungen vor allem mit Lobbyarbeit und Networking unterstützen. Ebenfalls nicht eingerechnet sind die 80’000 Franken, die Sophie Hungers Label Two Gentlemen (damals noch unter dem Namen Gentlemen Records) über die Labelförderung von Migros Kulturprozent erhalten hat und die zum Aufbau der professionellen Labelstruktur beigetragen haben, von der Sophie Hunger jetzt profitiert.
(David Bauer, 78s.ch, 26.1.2011)
Das neue Bligg-Album ist erst seit Ende Oktober auf dem Markt – und wird bereits jetzt mit 3-fachem Platin ausgezeichnet. Das bedeutet, dass sich «Bart aber herzlich» im Schnitt über 10’000 Mal pro Woche verkauft hat.
(20 Minuten, 24.12.2010)
Die Szene hat Bligg längst abgeschrieben und zählt ihn inzwischen zur Volksmusik. Nur Bligg selber fühlt sich noch immer von rebellischem Geist beseelt. Er sagt Dinge wie: «Als Rapper schlüpfe ich wie ein Schauspieler in verschiedene Rollen, um eine oft gesellschaftskritische Message zu vermitteln.» Und er brüstet sich auch immer wieder gern damit, was er alles für den Schweizer Rap getan habe. Seinen Kritikern entgegnet er: «Nur weil man keine CDs verkauft, ist man als Künstler nicht unbedingt glaubwürdiger.»
(Michèle Binswanger, tagesanzeiger.ch, 24.8.2010)
Was wäre das denn für ein beschissener Zustand, wenn alle Leute auf der Welt, in der Schweiz, in Zürich ‹bodenständig› wären? Wenn du etwas machst wie Kunst oder Musik, dann machst du es voll und ganz. Und dann denkst du auch nicht daran, auf dem Boden zu bleiben.
(Fabian Sigmund alias Fai Baba, Das Magazin, 7.5.2011)