2006
Klein, aber oho
Das Wiederaufbauteam hat etliche Teile der von Hamburger Seefahrtsromantik durchwirkten Originaleinrichtung – die Gründung der Hafenkneipe erfolgte 1944 – aufgestöbert. Pseudo-Bullaugen an hellblauen Wänden gehören da dazu und schlichte, hölzerne Rundbänke. Die neuen Hocker sollen in ihrer Form an Schiffladungskisten erinnern. Aber trotz allen Brackwasser- und Hanse-Flairs: Identitätsprägend wird an der Hafenkneipe die Musik werden.
(Dominik Dusek, Züritipp, 28.9.2006)
Dass der Kreis 4 eine Aufwertung erfährt, ja sich gar in einem Umbruch befindet, bestätigt auch Klaus Vieli, Leiter des städtisches Projekts «Langstrasse Plus». [...] Er erzählt von der Rossi-Bar, dem Casablanca, die beste Pionierarbeit geleistet hätten; vom Hotel Rothaus, das sich dank neuen Besitzern seit einem Jahr vom Problemhaus zum gut laufenden Hotel gewandelt hat. [...] Alle diese Orte bilden im Chreis Cheib ein stetig wachsendes Netzwerk abseits des Sexbusiness. Dieser Wandel geschieht jedoch in friedlicher Koexistenz mit dem Milieu. Klaus Vieli sagt: «Wir streben nicht die komplette Vertreibung dieser Lokale an, sondern eine bessere Durchmischung. Denn der Mix macht dieses Quartier so speziell.» Darüber ist man sich offenbar einig.
(Yann Cherix, Züritipp, 8.11.2007)
Schon erstaunlich, wie klein ein Konzertlokal sein kann. Das La Catrina unweit der Langstrasse zum Beispiel: eine kleine Bühne, eine kurze Bar, wenige Tische, viel morbid-kitschige Dekoration, fertig. Gut, eigentlich war das La Catrina auch nicht als Konzertlokal gedacht, sondern als nette Bar für Heimweh-Latinos.
(Dominik Dusek, Züritipp, 27.3.2008)
Es ist unglaublich, wie viele neue Bühnen in Zürich entstanden sind. Das ist grundsätzlich natürlich gut, aber wenn die Betreiber selten selber Entdeckungen machen, sondern den anderen Veranstaltern die Acts wegschnappen, ist das auf die Dauer ungesund.
(Viktor Bänziger, El Lokal, Musikzeitung Loop, September 2011)
Wir könnten gleich über die Strasse in den Stall 6 gehen, der dem Theaterhaus Gessnerallee angegliedert ist. Früher gehörte das Gebäude der Schweizer Kavallerie, das heisst: Pferd und Mann hausten dort im Stall. Der Raum ist grosszügig und schmuck, mit Holzgebälk an der Decke und einem Mistgraben am Boden.
(Tom Rist, Helsinki, Die Zeit, 9.2.2012)