2005
Club City
In Zürich-West dagegen werden die Strassen von Fabrikhallen und Bürokomplexen aus Stahl und Glas gesäumt, Lastwagen schnaufen über die Transitstrecke, die das Quartier zerschneidet. Ein altes Industrieareal, langsam absterbend — bis sich Wundersames tat in den vergangenen Jahren: In vielen der stillgelegten Arbeitsstätten, Montagehallen und Grossmolkereien eröffneten Clubs, Restaurants und Galerien, vom Undergroundschuppen bis zum Tanztempel, vom Künstiertreff bis zur Szenebar.
(Oliver Creutz, Stern, 14.4.2005)
Im Zuge von so genannten Aufwertungen stirbt die Stadt aus, denn das Naturgesetz Gentrification ist unerbittlich und säubert die aufgewerteten Zonen von Skatern, Sprayereien und sonstigem Leben in den kühlen Ritzen der Neubauten. Zurück bleibt eine tote Stadt, die im Nu von der Liste der Städte mit der besten Lebensqualität verschwindet.
(Philipp Meier, Direktor Cabaret Voltaire, Leserbrief Tages-Anzeiger, 21.5.2005)
Das volle Haus tobte über den Dächern der Stadt im ehemaligen Areal der Toni-Molkerei. Underground-Ambiente in Penthouse-Etage, Sex, Energie und ein Hauch von Illegalität – mit dem Know-how jahrelangen flexiblen Veranstaltens wurde die Dachkantine schnell zum angesagtesten Techno-Club in der Stadt mit internationaler Ausstrahlung. Doch es scheint ein Frieden auf Zeit zu sein. Wie andere aus der Subkultur gewachsene Clubs ist die Dachkantine zurzeit Rückzugsgebiet und Notaufnahmestelle für Programme, die bis vor kurzem in kleinem Rahmen an illegalen Orten stattfanden. Dort enterten vor kurzem keine Musiker, sondern Polizisten die Bühnen. Zwei Lokale wurden geschlossen. «Jung sind wir zwar», sagt ein anderer im Verlauf des Abends in der Dachkantine. «Aber wir dürfen immer weniger.»
(Daniel Ryser, Basler Zeitung, 30.7.2005)
Am 3. April 2005, Sonntagmorgen um halb neun, stürmten Polizisten einen Lagerschuppen an der Zürcher Geroldstrasse. Der Polizei angehängt hatte sich ein Team von TeleZüri. Die unangemeldeten Besucher trafen auf etwa hundert Nachtschwärmer, die vor sich hin tanzten oder an der Bar herumstanden. Drogen aller Art wurden sichergestellt. Der Club wurde geschlossen. Die Razzia galt dem SpiderGalaxy, dem Club, wo die Party nie aufhörte. Es soll Leute gegeben haben, die ihr Wochenende im Spider durchfeierten und erst am Montag wieder ans Licht taumelten. Ich mochte den Club. Er war nicht elitär. Seine Besucher wollten einfach in Ruhe gelassen werden. Es war ein nächtliches Gemisch von thailändischen Transvestiten, einsam tanzenden Schönheiten, versponnenen Akademikern, verlorenen Grossstadtfiguren.
(Miklós Gimes, Das Magazin, 7.7.2007)
Die Techno-Szene wird kriminalisiert. Ausserdem fehlen noch immer Freiräume. In Zürich gab es in jüngster Zeit diverse Razzien in Klubs, die Veranstalter haben zunehmend Probleme mit der Polizei. Es geht um Drogen, um Öffnungszeiten und Lärmbelästigungen. Esther Mauer, die Zürcher Polizeivorsteherin, schien in den letzten Monaten einen «Law and Order»-Kurs einzuschlagen.
(DJ Styro2000, NZZ am Sonntag, 13.8.2006)